Al­te Apo­the­ke, Schloßstraße 1 in 21354 Bleckede

Fon: 05852 97960

Die Ge­schich­te der Al­ten Apo­the­ke in Ble­cke­de

Seit über 285 Jah­ren das ein­zi­ge in Fol­ge noch exis­tie­ren­de Un­ter­neh­men in der nun­mehr 800-jäh­ri­gen Stadt.

Von jeher war der Begleiter des Menschen neben den „Guten Dingen“ die Angst vor Krankheit, Schmerz und Tod. Aus dieser Sorge um das Leben und in dem Willen, diese Ängste und Krankheiten zu lindern, entwickelten sich Fähigkeiten und Wissen über die Linderung und Behandlung der Leiden. Es entstand der Beruf des Alchimisten, aus dem die Berufe Arzt und Apotheker hervorgingen. Zunächst der des Arztes und später der des Apothekers.


Über die ersten Apotheken in Deutschland wird berichtet aus dem 12. Jahrhundert, z.B. in Köln, Lübeck usw., die allerdings in keiner Weise vergleichbar waren mit den heutigen Apotheken. Über die Jahrhunderte entwickelte sich der Beruf des Apothekers vom reinen Lehrberuf zu einem Beruf, dessen Ausübung nur mit einem Hochschulstudium zu erlangen war (seit 1725 in Preußen eingeführt).

Die Anfänge

Wie war nun die Entwicklung in dem kleinen „Flecken Bleckede“? Nachdem sich im Jahre 1710 zum ersten Mal ein Arzt in Bleckede niedergelassen hatte, war es den Bürgern nur möglich, Arzneien aus der bereits in Lüneburg bestehenden Apotheke, der „Alte Rats-Apotheke“, der ältesten Apotheke dieser Region, zu bekommen, und zwar durch Boten oder selbst mit Pferd und Wagen.


Vor dieser Zeit behalf man sich mit Kräutern, die von Kräuterweibern feilgeboten wurden, oder mit den Künsten des Scharfrichters „Kücken“. Seine alles heilende Salbe war berühmt, auch war es ihm gestattet, bestimmte Knochenbrüche zu behandeln.

Der erste Apotheker

Zu dem im Jahre 1710 nach Bleckede gekommenen Arzt kam dann im Jahre 1735 auch eine Apotheke nach Bleckede.


Der Initiative Georg der Anderen, König von Großbritannien, Frankreich und Irland, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, ist es zu verdanken, dass sich hier in Bleckede ein Apotheker niederließ. In einer feierlichen Urkunde, ausgefertigt am 13. Januar 1735, wurde dem Apotheker Carl Friedrich Michaelis diese Konzession erteilt, nachdem er erklärt hatte, „dass er gewillet wäre, in Unserm Städtlein Bleckede sich häuslich niederzulassen und eine tüchtige Apotheke anzulegen“.

Apotheker Carl Friedrich Michaelis 

Dem Apotheker Michaelis wird in diesem Papier ausdrücklich das Recht zugesprochen, neben den üblichen Medikamenten auch „Gewürzkonfitüren und dergleichen Waren“ zu verkaufen und „allerhand Liqueurs wie auch Wein, desgleichen Franz- und Reinische Branntweine“ auszuschenken.


Apotheker Michaelis, dessen Portrait noch heute in der „Alten Apotheke“ zu sehen ist, fand zunächst hier in Bleckede in der Zollstraße in einem inzwischen abgerissenen Haus eine Bleibe und erst Jahre später entstand die Apotheke an dem noch heutigen Standort. Damit stieg der Apotheker vom einfachen Einwohner zum vollberechtigten Bürger auf.

Das Privileg

Der neue Bürger hatte auf dem Rathaus den Bürgereid zu leisten, er musste geloben, dem König, der Regierung, den königlichen Beamten und dem Bleckeder Magistrat „getreu und hold“ zu sein. Gleichsam musste der Neubürger versprechen, „dort sich nicht finden zu lassen, wo wider Seine Königliche Majestät oder dessen Regierung oder die Beamten oder den Magistrat geredet oder gehandelt werden könnte oder möchte!“


Was für eine Zeit, in der man den Bürger einen solchen Eid schwören ließ!


Für sich selbst beanspruchte der Magistrat dann noch das Gelöbnis des Neubürgers, „alle Gerechtigkeiten des Fleckens an Wiesen, Weiden, Holzungen, Grenzen oder sonstigen Gerechtsamen beschützen zu helfen“.


Um der Apotheke einen günstigen Platz zu verschaffen, hatte Apotheker Michaelis vom Magistrat des Fleckens ein Grundstück, die Bürgerstelle 39, erworben. Ein zunächst kleiner Platz am Markt, der für die jetzt dort gelegene Apotheke wenig Raum bot und die Apotheke so weder Hofraum noch Garten hatte.

Apotheke um 1900

Die Familie Busch


Nachfolger von Carl Friedrich Michaelis wurde im Jahre 1764 sein Schwiegersohn Apotheker Georg Wilhelm Busch, zweiter Sohn des Pastors Busch in Langendorf bei Salzwedel. Dieser erwarb im Jahre 1790 nach einer öffentlichen Versteigerung einen hinter dem Haus befindlichen wüsten Platz mit einer Scheune gegen einen jährlichen Grundzins von 4 Talern als unbeschränktes Eigentum, denn ursprünglich war mit der Apotheke eine Landwirtschaft verbunden. Die alte Scheune wurde erst 1914 abgerissen und ein Wohnflügel angebaut.


Mit der Übernahme der Apotheke durch Georg Wilhelm Busch wurde von Georg III. das Privileg für ihn und alle männlichen wie weiblichen Nachkommen erneuert. So begann eine fast 200 Jahre dauernde Apothekendynastie der Familie Busch.

Dr. Carl Busch

Johann Christian Wilhelm Busch, Sohn des Apothekers Georg Wilhelm Busch, der zunächst in dem Bürgerhaus der Bürgerstelle 25 wohnte - heute ist hier die Bleckeder Zeitung beheimatet -, zog dann ca. 10 Jahre später in das Apothekenhaus. Da auf dem Gebäude und Grundstück der Bürgerstelle 25 aber alte Bürgerrechte lagen, konnte er so diese wertvollen Anrechte behalten und mitnehmen zu seiner neuen Bleibe.


In den knapp 200 Jahren, die die Apotheke im Besitz der Familie Busch war, wurde das im Mittelpunkt der Stadt stehende Steinhaus mit dem Anbau für ein Laboratorium ein zentraler Platz in dem damaligen Kreis Bleckede für die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneien.


Die Apotheke führte in diesen Jahren den Namen „privilegierte APOTHEKE Dr. Busch“. Von 1899 bis 1947 führte die Apotheke Dr. phil Carl Busch, der verheiratet war mit der ältesten Tochter Friederike des Zimmermeisters Klinge, eine sehr wohlhabende Familie in Bleckede.


Apotheker Carl Busch war in Bleckede ein sehr angesehener Bürger. Er war nicht nur Apotheker, er gehörte dem Magistrat an, war im Kreistag und war Bürgermeister. Noch heute erinnert die „Dr. Carl Busch Straße“ an diese Bleckeder Persönlichkeit.

Apotheke um 1930

Durch die Heirat mit Friederike Klinge waren nun zwei Familien zusammen gekommen, die jeweils sehr bekannte Familienzweige nach Bleckede brachten. Die Familie Busch war mit der Familie Seeler, bekannt durch den ehemaligen Hamburger Senator Dr. Seeler und den bekannten Fußballer Uwe Seeler, verwandt. Die Familie Klinge war mit der Familie Mohrbutter verwandt, hier ist besonders der Maler Alfred Mohrbutter zu nennen.


Da die Ehe zwischen Dr. Carl Busch und Friederike Busch kinderlos blieb, wurde die Apotheke nach dem Tode Carl Buschs im Jahre 1947 von seiner Witwe verpachtet, u.a. an Apotheker Hermann Sandmann, der bis 1959 diese Pacht hatte und zum Ende dieser Pachtzeit sich eine Apotheke, die „Neue Apotheke“, errichtete.

Apotheker Sandmann am Fenster zur 750-Jahr-Feier

Apotheker Carl Naegeli, der 1958 aus der DDR geflohen war und dort ebenfalls eine bereits 1617 gegründete Apotheke von seinem Vater übernommen hatte, fand so für sich und seine Familie eine neue Heimat.


Unter seiner Leitung wurde die Apotheke von der Schlossstraße nach größerem Umbau verlegt, so dass der Eingang und Verkaufsraum nun zu Breitenstraße hin war.

Apotheker Carl Naegeli

Auch Apotheker Carl Naegeli entstammte einer Pharmazeutenfamilie und hat den Beruf an die folgende Generation weitergegeben. Seine drei Kinder wurden alle Apotheker, von denen der jüngste Sohn Eberhard Naegeli im Jahre 1975 die Apotheke in Bleckede übernahm. Unter seiner Leitung wurde die Apotheke von „privilegierte Apotheke Dr. Busch“ 1978 in „Alte Apotheke“ umbenannt. Apotheker Eberhard Naegeli baute dann die Apothekenräume mehrmals um und gab der Apotheke 1992 mit der Umgestaltung des Eingangsbereiches ihr heutiges Aussehen.


Aber wie schon bei den Umbauten, die Apotheker Carl Naegeli vornahm, achtete auch Eberhard Naegeli auf die Wahrung der Tradition, und so wurden zeitgemäße Umgestaltungen, die einen modernen Apothekenbetrieb ermöglichten, unter Wahrung traditioneller Elemente bewahrt. So sind in den Räumen der „Alte Apotheke“ manche Erinnerungen an vergangene Zeiten zu finden.


Da ist der große Mörser aus Eisen, in dem Generationen von Bleckeder Apothekern ihre Arzneistoffe und getrocknete Pflanzenteile (Drogen) mit dem Stößel zu Pulver zerrieben haben, um sie dann auf der Apothekenwaage fein säuberlich auf die vorgeschriebene Menge nach Unze und Gran abzuwiegen. Daneben erzählt die alte Kräuterpresse aus dem 18. Jahrhundert von den Zeiten, in denen der Apotheker noch Muße fand, sich einen Kräutergarten anzulegen und manche Heilpflanze selber zu ziehen, bzw. die Pflanzen verarbeitete, die er in der freien Natur sammelte.


So ließen sich noch viele interessanten Dinge, Instrumente und Arbeitsgeräte aus den Anfängen der Bleckeder Apotheke aufzählen, die immer noch in den Räumen der Apotheke zu finden sind.


Wie auch die Apotheker der Familie Busch und besonders Apotheker Dr. Carl Busch sich der Tradition dieses ehrwürdigen Berufes verpflichtet fühlten und neben dem beruflichen sich auch den kommunalen Aufgaben widmeten, so fühlten sich auch die Apotheker Carl Naegeli und auch sein Sohn Eberhard dem Gemeinwohl verpflichtet und gehörten jeweils dem Stadtrat und vielen Vereinen an und nahmen so aktiv und gestalterisch am Leben in Bleckede teil.

Die Apotheke heute

Nachdem die Bleckeder Apotheke nun fast 50 Jahre im Besitz der Familie Naegeli war und aus der Familie von Eberhard Naegeli kein Apotheker in Bleckede sesshaft werden wollte, wurde die Apotheke verkauft und ging am 01. August 2008 in den Besitz einer neuen jüngeren Generation über.


Frau Apothekerin Inken Weiseth hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, die Tradition dieser altehrwürdigen Apotheke zu wahren und ihren Ruf, den diese jetzt fast 300-jährige Apotheke in Bleckede und über die Stadtgrenzen hinaus über die Generation von Apothekern erworben hat, weiter zu hegen und zu pflegen.

Share by: